Fit for e-Mobility
Die Elektromobilität hat bei der Autoproduktion eine neue Ära eingeläutet, denn mit der Fertigung elektrisch betriebener Fahrzeuge verändern sich einige Produktionsschritte. Vor diesem Hintergrund hat Audi das Werk Brüssel umfangreich umgebaut und auch die Lackiererei für die Zukunft gerüstet. Bis Juli 2018 wurde in der belgischen Hauptstadt der Audi A1 gebaut, seit September 2018 läuft der Audi e-tron vom Band.
Der Automobilhersteller nutzte die Umstellung dafür, mit der Produktion des Elektroautos die weltweit erste zertifizierte CO2-neutrale Großserienfertigung im Premiumsegment umzusetzen. Dies hatte natürlich auch Auswirkungen auf die Prozessschritte in der Lackiererei. Außerdem weist der Elektro-SUV einige Besonderheiten auf: Er ist aufgrund der Batterien rund 1 t schwerer als der A1, viele Bauteile bestehen aus Aluminium und das Fahrzeug ist deutlich größer als der A1. Für die Lackiererei hat dies u.a. folgende Konsequenzen: Es werden mehr und vor allen Dingen größere Flächen lackiert. Mit den größeren Flächen verändert sich die Appearance, denn – trotz Einhaltung des ohnehin hohen Qualitätsstandards – stellen die Kunden an ihr Erscheinungsbild höhere Ansprüche als an kleinere Flächen. “Außerdem ging es darum, bestehende Anlagen an die größeren Karosserie-Abmessungen anzupassen”, führt Martin Kiesbauer, Leiter der Lackiererei aus. “Zudem nutzten wir die Umstellung dafür, in der Lackiererei modernste Automatisierungstechnologien einzuführen.”
Die Trockner sind an die größeren Abmessungen des Audi e-tron angepasst.
Um den Korrosionsschutz eines Premium-Herstellers zu gewährleisten und den Umweltschutz zu verbessern, hat Audi eine neue VBH-KTL-Anlage installiert und in eine neue Anlage für die Hohlraumkonservierung investiert. Der Auftrag der PVC-Abdichtung ist an das neue Modell angepasst und bei den Türen wurde von der manuellen auf die Roboterapplikation umgestellt. “Wir haben bereits in der Entwicklung darauf geachtet, den Einsatz von Schablonen zu vermeiden. Daher applizieren die Roboter die PVC-Abdichtung randscharf”, erklärt Kiesbauer.
Die neue VBH-KTL-Anlage ist mit moderner Abwasserbehandlung und Wärmepumpen ausgestattet.
Auch wenn grundsätzlich alle Prozessschritte gleichgeblieben sind, hat Audi für den Elektro-SUV zwei Neuerungen in die Lackiererei integriert: die Füllerapplikation im Innenbereich der Karosserie und die Verarbeitung von spritzbaren Dämmmassen. Für den Auftrag des Füllerlacks im Innenbereich sind neue Roboter installiert worden. Außerdem erfolgte bei allen Füllerlackierungen die Umstellung auf wasserbasierte Materialien. Für die Schalldämmung verbaute Audi beim A1 Bitumen-Matten. Beim Audi e-tron kommen erstmals spritzbare Dämmmassen zum Einsatz. Die Applikation übernehmen Roboter. “Die Lacktrockner haben wir an die neuen Abmessungen und das Trocknermanagement an die größeren Karosserien angepasst. Beim Füllerlacktrockner mussten wir außerdem auf die wasserbasierten Füller umstellen”, berichtet Kiesbauer weiter.
Umweltschutz
Karosserielackierung Insight @ Audi 2019 – mit Lackierereiführung |
Am 20. und 21. Mai 2019 findet in Brüssel die Automotive Circle-Veranstaltung “Karosserielackierung Insight @ Audi” statt. Während der Konferenz werden Details zur Integration des Audi e-tron in die bestehende Produktionsanlage und die Auswirkungen auf die Lackiererei erläutert. Teilnehmer haben die Möglichkeit, an einer exklusiven Führung durch die Lackiererei teilzunehmen. Weitere Informationen zur Veranstaltung erhalten Sie auf der Homepage des Automotive Circle www.automotive-circle.com |
Um den Energieverbrauch möglichst niedrig zu halten, sind der Füllerlack- und der Decklacktrockner mit lastabhängigen Volumenstromregelungen (LAVA) ausgestattet, die die Trocknertemperatur u.a. in Abhängigkeit von der Anzahl der Karosserien im Trockner regeln. Zu den weiteren Umweltschutzmaßnahmen zählen der Einbau von Wärmepumpen und eine moderne Abwasserbehandlung für die VBH-KTL-Becken, die LED-Beleuchtung in der Endabnahme sowie Beleuchtung “on demand”. Dadurch wird die Beleuchtung nur dann eingeschaltet, wenn sie tatsächlich notwendig ist. Erforderliche Betriebsmittel wie Kunststoffclipse oder Führungsstangen sind nur gesteckt und geklemmt. Außerdem setzt Audi im Bereich VBH-KTL andere Betriebsmittel ein als im Decklackbereich. Die Türen lassen sich während des gesamten Lackierprozesses frei bewegen und die Fördertechnik ist darauf abgestimmt, dass ein Roboter sie für die jeweiligen Lackierschritte öffnet und schließt. Die Umstellung auf den Audi e-tron bildete den größten Umbau in der Geschichte des Brüsseler Werks. “Wir haben die Anlagen bei laufender Produktion, an den Wochenenden bzw. in den Nachtstunden umgebaut. Größere Eingriffe fanden in den Sommer- bzw. Weihnachtsferien 2018 statt. Die Lackiererei ist jetzt so flexibel aufgebaut, dass wir theoretisch alle Modelle des VW-Konzerns lackieren können”, resümiert Kiesbauer.
Zum Netzwerken:
Audi Brussels AS/NV, BE-Brüssel, Andreas Cremer, Tel. +32 2 348-2402, andreas.cremer@audi.de, www.audi.de
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