Re-Design sorgt für neuen Glanz der ICE-2-Flotte

Die Deutsche Bahn modernisiert derzeit die 44 Züge ihrer ICE-2-Flotte. Dieses Re-Design, das im Oktober 2010 begann und bis Mitte 2013 dauert, übernimmt das DB-Werk in Nürnberg. In den Lackierprozessen kommen wasserbasierte Systeme der Westdeutschen Farbengesellschaft (Wefa) zum Einsatz. Nach Projektabschluss werden dann ca. 40.000 m2 Fläche in neuem Glanz erstrahlen.

In der Fertigung ist ein getaktetes Fließverfahren eineführt -

Die Deutsche Bahn macht ihre ICE 2-Flotte fit für die kommenden Jahre und investiert rund 100 Millionen Euro in das Projekt “Re-Design 2”. Es umfasst alle 44 Züge der bis zu 15 Jahre alten Flotte, die aus Fahrzeugen der Baureihen 402 (Triebköpfe), 805 bis 807 (Mittelwagen) sowie 808 (Steuerwagen) besteht. Das Projekt wird derzeit im Werk Nürnberg umgesetzt, wo bereits die ICE 1- Flotte von 2005 bis 2008 modernisiert wurde. Die Re-Design-Maßnahmen erfolgen in Verbindung mit anstehenden Revisionen. Ziel der Bahn ist es, die ICE-Flotte zu vereinheitlichen und durch verfügbarkeitssteigernde Maßnahmen den Betriebseinsatz der Züge für weitere 15 Jahre zu sichern. Für die Projektumsetzung ist das Werk Nürnberg gut aufgestellt und setzt fertigungstechnische Maßstäbe. Allein die Koordination der Umläufe von über 200 Transportwagen und des Materials setzt eine gute Planung voraus. “Charakteristisch für das Werk Nürnberg ist die Möglichkeit einer Fließfertigung auf  langen Durchgangsgleisen. Darüber hinaus verfügen wir unter anderem über moderne Lackieranlagen, eine Strahlanlage sowie eine eigene GfK-Werkstatt. Wir sind als Projektwerk ausgerichtet und setzen neben der ICE-Flotte u.a. S-Bahnen und Reisezugwagen instand”, sagt Matthias Graupner, Mitarbeiter der Abteilung Arbeitsvorbereitung im DB Werk Nürnberg. Das Projekt “Re-Design 2” begann im Oktober 2010 und wird bis 2013 umgesetzt. “Ungefähr 8000 Einzelteile werden von unseren Mitarbeitern pro Zug ausgebaut, nummeriert und nach der Aufarbeitung wieder an der richtigen Stelle eingebaut. Damit die Züge möglichst schnell wieder einsatzbereit sind, gibt es einen sehr ambitionierten Arbeitsplan, der pro Triebzug nur 25 Arbeitstage vorsieht. In der Fertigung ist ein getaktetes Fließverfahren eingeführt, bei dem jeder Wagen dazu alle zwei Tage eine Station weiter gerückt wird”, erläutert Hans-Jürgen Rehwinkel, Leiter der Fertigungseinheit Nebenwerkstätten. Um in neuem Glanz zu erstrahlen, werden die Züge neu lackiert. Der Fahrzeugkörper besteht aus Aluminiumhohlkammerprofilen, wenige Formteile (Bugspitzen) und die gesamte Innenverkleidung aus glasfaserverstärktem Kunststoff.

Im DB Werk Nürnberg werden auch Wagen der Kommunalen S-Bahn modernisiert und neu lackiert.

Im DB Werk Nürnberg werden auch Wagen der Kommunalen S-Bahn modernisiert und neu lackiert.

Die Lackapplikation im Werk Nürnberg erfolgt manuell meist im Airmix-Verfahren.

Die Lackapplikation im Werk Nürnberg erfolgt manuell meist im Airmix-Verfahren.

Sehr guter Lackverlauf, hoher Korrosionsschutz

Anlagentechnisch werden ähnliche oder gleiche Anlagen wie bei der Erstlackierung genutzt. Zur Vorbereitung der Lackierung werden alle Flächen angeschliffen. Beschädigungen werden bei Bedarf fachgerecht instandgesetzt. Die Lackierung erfolgt manuell in entsprechend großen Hallen mit 2K-Lacken, die in wenigen Stunden bei einer Temperatur von max. 60 °C aushärten. Anbauteile werden separat lackiert. Wasserlösliche Lacke sind in diesen Lackieranlagen notwendig, da wegen der Größe des Lackierraums zur Verringerung der Emissionen andere Maßnahmen ökonomisch nicht sinnvoll sind. Die Lackapplikation im Werk Nürnberg erfolgt meist im Airmix-Verfahren manuell, wobei die Lackierer auf entsprechenden Arbeitsbühnen stehen. Als abschließende Schicht wird ein pigmentierter Decklack verwendet. Beim Gesamtlackaufbau ist eine hohe Säure- und Alkalibeständigkeit notwendig, um Grafitti entfernen zu können. Für seine Lackierprozesse setzt das DB Werk Nürnberg wasserbasierte Systeme der Westdeutschen Farbengesellschaft (Wefa) ein. So kommt bei der Außenlackierung “Wefapur 2K W Metallgrund” als Grundierschicht zur Anwendung. “Dieses Produkt zeichnet sich durch einen sehr guten Verlauf und hohe Korrosionsschutzeigenschaften aus. Im Gegensatz zu dem im Neubau eingesetzten Polyurethan-Füller, welcher vor der Überlackierung zunächst angeschliffen wird, kann der ,Wefapur 2K W Metallgrund‘  ohne anzuschleifen überlackiert werden. Aufgrund des sehr guten Verlaufs, ist daher bereits die Grundierung eine sehr gute Grundlage für die anschließende Decklackierung”, sagt Klaus W. Mölling, Prokurist beim Lackhersteller Wefa.  Das Produkt ist nach der Deutschen Bahn Norm  TL 918 300  Anhang 2 Blatt 2 geprüft und zugelassen. Als Decklack verwenden die Lackierer im DB Werk Nürnberg “Wefaprotect 2K WDL”, der sich laut Hersteller durch seine erhöhte Graffitibeständigkeit auszeichnet, die ebenfalls durch die DB-Zulassung nach TL 918 300 Anhang 2, Blatt 39 1.4 bestätigt ist.

Prozesssichere Lackverarbeitung

“Sowohl durch den hohen Glanz und Brillanz, als auch durch die hohe mechanische Beständigkeit (Kratz- und Schlagfestigkeit) eignet sich der ,Wefaprotect 2K WDL‘ hervorragend für den Einsatz als Außenlackierung von Schienenfahrzeugen die täglich den härtesten Anforderungen, wie z.B. Witterung, Reinigung oder Steinschlag, ausgesetzt sind”, so Mölling. Weitere Merkmale des Systems sind seine hohe Kochergrenze sowie eine sehr gute Spritznebelaufnahme. Dies ermöglicht eine besonders unkomplizierte und prozesssichere Verarbeitung des Lacks. Auch bei der Lackierung von Komponenten im Innenbereich kommen im Rahmen des Re-Designs ICE 2 mit “Wefaprotect 2K W Effektlack” neue Systeme des Essener Lackherstellers zum

DAS ICE 2 RE-DESIGN-PROJEKT IN ZAHLEN

46 Triebköpfe, 45 Steuerwagen, 44 Speisewagen und 220 Mittelwagen haben rund 15 Betriebsjahre und bis zu 7 Mio. Laufkilometer je Fahrzeug. Pro Fahrzeug werden ca. 8.000 Teile verbaut.

Für das gesamte Projekt wird folgendes Material benötigt:

  • Ca. 40.000 m 2 neue Lackierung (Innen und Außen)
  • Ca. 17.000 neue Sitze
  • Ca. 17.000 m 2 Teppich
  • Ca. 3200 neue Tische
  • Ca. 5100 neue Sonnenrollos

Einsatz. Bisher wurde hier ein üblicher 2K-wasserverdünnbarer Strukturlack verwendet, bei dem die gewünschte Oberflächenstruktur über die Einstellung der Verarbeitungsviskosität und des Drucks sowie durch die Wahl der Düsengröße und der individuellen “Handschrift” des Lackierers erreicht wurde. “Bei dem neuen  Effektlack wird die Oberflächenstruktur durch die Hinzugabe von speziellen Keramikhohlraumkugeln in den Stammlack erreicht, wodurch das  Lackmaterial selbststrukturierend ist und die geforderte Oberflächenstruktur entsprechend reproduzierbar wird. So ist ein gleichmäßiges Spritzbild und damit auch eine gleich bleibende Oberflächenstruktur möglich, unabhängig von den Verarbeitungsparametern. Speziell durch den Zusatz der Keramikkugeln wird die hohe mechanische Beständigkeit noch einmal erhöht. Dieses Produkt ist absolut verarbeitungssicher”, so Mölling. Eine weitere Entwicklung im Bereich der Verarbeitung ist die Möglichkeit, den “Wefaprotect 2K W Effektlack” in speziellen 2K-Spraydosen abzufüllen. Es handelt sich hierbei um das Originalprodukt (Stammlack und Härter) mit demselben Mischungsverhältnis. Dabei wird über eine in die Spraydose integrierte Härterkartusche der Härter per “Knopfdruck” dem Lack zugeführt und so der 2K-Lack verarbeitungsfähig. Hauptsächlich wird dieser Spraydosenlack für Ausbesserungsarbeiten eingesetzt: Ende 2011 soll etwa die Hälfte der ICE 2-Züge umgebaut sein, im Juni 2013 soll der letzte umgebaute Triebzug ausgeliefert werden.

DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH, Werk Nürnberg, Hans-Jürgen Rehwinkel, Matthias Graupner, Tel. +49 911 219-49116, Tel. +49 911 219-2293, hans-juergen.rehwinkel@deutschebahn.com, matthias.graupner@deutschebahn.com, www.deutschebahn.com;

Westdeutsche Farbengesellschaft Brüche & Co. KG, Essen, Klaus W. Mölling, Tel. +49 201 833 1600, moelling@wefa-wasserlacke.de, www.wefa-wasserlacke.de

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