Von Bayern auf’s Meer
Im bayerischen Beilngries Bauteile für den Offshore-Einsatz beschichten? “Ja”, sagt Markus Vogt schmunzelnd. “Wir lackieren auch komplexe Bauteile wie Pumpen, die unter anderem an der Küste und auf Plattformen zum Einsatz kommen”, führt der Technische Geschäftsführer der Vogt Lackiertechnik GmbH weiter aus. Die Herausforderung besteht darin, für Bauteile dieser Art die hohen Korrosionsschutzanforderungen nach NORSOK-Standard M-501 zu erfüllen (s. Seite 2). Der Weg dorthin ist anspruchsvoll, denn der Beschichtungsprozess wird mehrfach von einem FROSIO-Inspektor überprüft. Zunächst muss sich der Beschichter einem Coating Procedure Test (CPT) unterziehen. Das bedeutet, in Anwesenheit des Inspektors ein exakt definiertes Bauteil vorzubehandeln und zu beschichten. Läuft alles gut und besteht das Bauteil anschließend alle Prüfungen, erhält der Lackierer das Certificate of Competency und damit die Erlaubnis, nach NORSOK-Standard zu beschichten. “Diese Erlaubnis bezieht sich auf den Betrieb, das eingesetzte Lacksystem und ist personengebunden”, führt Vogt aus. Das bedeutet, dass der CPT bei einem Lackwechsel oder wenn der Beschichter den Betrieb verlässt, erneut durchgeführt werden muss. Die Laufzeit des Zertifikats ist auf zwei Jahre begrenzt. “Doch wir sind mittlerweile so gut aufgestellt, dass wir es immer wieder erhalten”, freut sich Markus Vogt. Erst nach erfolgreich absolviertem CPT erhält der Lackierer die Erlaubnis, nach NORSOK-Standard M-501 zu produzieren.
Prozessbegleitende Abnahme
Die vollautomatische Zweikammer-Vorbehandlung ist multimetallfähig ausgelegt.
Die Beschichtung der Werkstücke erfolgt dann mit prozessbegleitender Abnahme durch den FROSIO-Inspektor, der anschließend Prüfungen, beispielsweise die Schichtdickenmessung und den Salzsprühtest durchführt. Weiterhin besitzt der Lohnbeschichter das QIB-Zertifikat für die Beschichtung von Stahl (C2‑H) und Aluminium (C4‑H) sowie die Zulassung nach DBS 918340, Bauteile aus Aluminium für den Außen- und Innenbereich von Schienenfahrzeugen mit Nasslack und Pulver zu beschichten.
Mechanische und nasschemische Vorbehandlung
Vogt Lackiertechnik arbeitet weiterhin für Kunden aus den Bereichen Medizintechnik, Luftfahrt, Landwirtschaft, Lebensmittel- und Maschinenbauindustrie sowie aus dem Automobilbereich. Um flexibel agieren zu können, ist der Lohnbeschichter anlagentechnisch breit aufgestellt. Er verfügt über zwei Strahlkabinen, in denen er Werkstücke mit Stahlkies, Korund und Glasperlen reinigt. Eine Kabine ist mit einer vollautomatischen Anlage für das Recycling von Stahlkies und Korund ausgestattet, in der zweiten Kabine erfolgt die Reinigung mit Glasperlen auf Verlust. “Unsere Kunden aus der Lebensmittelindustrie fordern für ihre Bauteile den Einsatz von 90% Frischmaterial.” Darüber hinaus steht ein Arbeitsplatz für die Hochdruckreinigung zur Verfügung. Vor gut einem Jahr hat der Beilngrieser Betrieb in eine vollautomatische, nasschemische Zwei-Kammer-Vorbehandlungsanlage investiert. Sie ist multimetallfähig ausgelegt, denn die Art der Substrate hat sich verändert. “Früher haben wir zu 80% Stahl und zu 20% Aluminium beschichtet. Heute bestehen die Werkstücke zu 80% aus Aluminium, zu 10-15% aus Stahl und beim Rest handelt es sich um Buntmetalle.” Für Trocknung des Haftwassers steht ein mit Umluft betriebener Trockner zur Verfügung.
Pulver- und Nasslack
Für Unternehmen aus der Medizintechnik pulvert Vogt Lackiertechnik Sichtteile für Röntgengeräte mit Strukturlack.
Abgesehen vom automatischen Durchlauf durch die Vorbehandlungsanlage erfolgt der Transport der Werkstücke manuell mit einer Handschiebebahn. Für große und mehr als 5 t schwere Bauteile stehen Paletten und Gabelstapler zur Verfügung. Mit Nasslack kann Vogt Lackiertechnik Bauteile bis zu 10 m Länge, bei Bedarf sogar bis 14 m Länge, bis zu 4 m Breite und 2,80 m Höhe und einem Gewicht von bis zu 15 t beschichten. Bei der Pulverapplikation begrenzt die Großraumkabine die Länge der Werkstücke auf 4 m. Das Auftragen der Pulver- und Nasslacke erfolgt manuell. Für die Lacktrocknung bei Objekttemperaturen zwischen 160 und 200 °C steht ein mit Erdgas beheizter Umluftofen zur Verfügung.
Zum Netzwerken:
Vogt Lackiertechnik, Beilngries, Markus Vogt, Tel. +49 8461 60604-40, markus.vogt@vogt-lackiertechnik.de, www.vogt-lackiertechnik.de
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